Investieren Frauen anders als Männer? Was würde sich ändern, wenn die Landschaft der Investor:innen weiblicher geprägt wäre? Welchen Herausforderungen stehen weibliche Gründerinnen gegenüber, wenn sie an Kapital kommen möchten?
Auf diese Frage möchten wir bei encourageventures Antworten finden. Deshalb initiiert unser Gründungsmitglied Prof. Dr. Heike Hölzner eine Studie zu diesen Themen.
Start-up Managerin Jolina Oelsner hat Heike befragt, was wir von der Studie erwarten können.
Jolina: Was genau untersucht ihr?
Heike: Wir untersuchen, analog zu den Schwerpunkten unseres Vereins, zwei Dinge:
- Mögliche Unterschiede im Investitionsverhalten von Investorinnen im Vergleich zu Investoren. Also nach welchen Kriterien wählen Investorinnen ihre Portfoliounternehmen aus? Bewerten Investorinnen die Eigenschaften/Fähigkeiten einer Gründerin anders? Bewerten Investorinnen bestimmte Geschäftsmodelle anders? Gibt es wahrgenommene Unterschiede in der Beziehung zwischen Investorin und Start-up?
- Besondere Herausforderungen, mit denen sich Gründerinnen entlang der verschiedenen Phasen des Gründungsprozesses konfrontiert sehen. Themen von Relevanz sind u.a. der Zugang zu Finanzierung/Investor:innen, zu Netzwerken, zu Förderprogrammen, zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, zu Teams und anderen relevanten Rahmenbedingungen.
Jolina: Mit welchen Partner:innen arbeitet ihr hierbei zusammen?
Heike: An der Studie arbeiten bisher:
- Prof. Dr. Heike Hölzner, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW),
- Univ.-Prof. Dr. Marion Weissenberger-Eibl, Fraunhofer-Institut für System und Innovationsforschung (Fraunhofer ISI), Karlsruher Institut für Technologie (KIT),
- Prof. Dr. Beatrix Busse, Universität zu Köln.
Mit weiteren Partner:innen und Förder:innen sind wir im Gespräch.
Jolina: Warum macht ihr die Studie – was erhofft ihr euch von ihr?
Heike: Die Idee zur Studie ist geboren aus unserer Unzufriedenheit mit der aktuellen Datenlage. Denn dass Frauen schwerer an Risikokapital gelangen oder risikoaverser in ihrem Investitionsverhalten sind, wird oft nur mit absoluten Zahlen begründet. Mit dem Anteil am Gesamtvolumen, z.B. oder der durchschnittlichen Dealgröße. Diese Zahlen sind sehr anfällig für Argumente, die die Ursache bei den Frauen selbst sehen. Zum Beispiel, dass sie seltener Venture Capital aufnehmen wollen oder von vornherein um geringere Summen pitchen.
Wir glauben, dass das nicht stimmt. Aber um den Beweis anzutreten, brauchen wir bessere Daten. Die wenigen vorliegenden Studien, die sich mit den Zusammenhängen von Geschlecht und Risikokapitalfinanzierung beschäftigen, stammen fast alle aus den USA.
Unser Ziel ist es, Zusammenhänge aufzudecken und daraus klare Handlungsempfehlungen für die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft abzuleiten. Dann können wir faktenbasiert unsere Forderungen durchsetzen und all die „Totschlagargumente“ da draußen entkräften.
Jolina: Gibt es schon ein spannendes Zwischenergebnis?
Heike: Die ersten Zwischenergebnisse werden wir in 2022 veröffentlichen. Spannend ist aber jetzt schon zu sehen, dass uns alle Institutionen, mit denen wir über die Idee der Studie sprechen, darunter Politik, Verbände und Stiftungen, uns bestätigen, dass diese Untersuchung schon lange überfällig ist. Nur hat es bisher niemand gemacht, weil die Untersuchungen sehr aufwändig sind.
Jolina: Wann wird die Studie veröffentlicht?
Heike: Das Forschungsprogramm, welches wir uns vorgenommen haben, ist ziemlich umfangreich. Es werden qualitative und quantitative Daten erhoben und anspruchsvolle wissenschaftliche Methoden angewandt.
Die ersten Zwischenergebnisse aus der qualitativen Befragung der Investorinnen sollen im Herbst 2022 veröffentlicht werden, die Ergebnisse aus der Befragung der Gründerinnen dann Anfang 2023. Nächstes Jahr, um diese Zeit soll alles abgeschlossen und die gesamte Studie veröffentlicht werden.
Jolina: Danke für deine Zeit!
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