Der Anteil von Frauen in der Gründer:innenszene ist auch in 2021 erschreckend gering. Das muss sich ändern! Mit starken Netzwerken, wie encourageventures, und Initiativen, wie #25to25, können wir strukturelle Veränderungen bewirken. Wie, das zeigen wir euch jetzt – mit Fakten und Lösungsansätzen und einem Interview mit den beiden Initiatorinnen von #25to25, Dr.in Irène Kilubi und Svenja Lassen.

Das Problem

Nur 15% aller Start-Ups werden von diversen Teams gegründet. 96% der deutschen Venture Capital Unternehmen werden ausschließlich von Männern geführt. Nur 1,6% des Wagniskapitals gehen an weibliche Gründerinnen. Über 90% der Investitionen gehen an männliche Gründerteams. Laut Boston Consulting Group (BCG) liegt der Frauenanteil auf Partnerebene in Wagniskapital-Firmen (VC) bei nur vier Prozent. Nur fünf Prozent der Gründerinnenteams haben laut Female Founders Monitor 2020 bereits eine Million Euro oder mehr externes Kapital erhalten – bei den Gründerteams sind es dagegen rund 30 Prozent. – Das sind nur ein paar Zahlen, die zeigen, wie es in der Gründer:innenlandschaft aktuell aussieht. Wie dringend notwendig ein Netzwerk wie encourageventures ist, hat uns auch das große Interesse von Gründerinnen, Investorinnen und Presse zu unserem Launch gezeigt.

Doch woran liegt diese ungleiche Verteilung eigentlich? Und was können wir tun, damit es sich ändert?

Die Fakten

  • es gibt eine einseitige Fundverteilung
  • es besteht ein generelles Problem bei der Innovationsförderung, der Förderung von Entrepreneurship und digitaler Kompetenzen an Universitäten und Hochschulen
  • es gibt eine historisch gewachsene Ungleichheit – wie auch sonst in der Wirtschaft
  • es fehlen weiblichen Role-Models
  • die Strukturen sind noch immer durch Boys-Clubs geprägt
  • männliche Strukturen in der VC-Landschaft herrschen vor

All diese Punkte wirken auf viele weibliche Gründerinnen entmutigend. Die Zahlen bestätigen dieses Gefühl: Female Founders werden häufiger abgelehnt als ihre männlichen Kollegen und oft weniger ernst genommen. Da überrascht es einen kaum noch, dass 90% des VC Kapitals an männliche Gründer geht.

Diese Zahlen sind sichtbar und schrecken viele Frauen schon im Vorfeld davon ab, zu gründen.

Die Chance

  • Es fehlt an direktem Austausch mit anderen Gründerinnen, Investorinnen und mit Rolemodels. Deswegen ist es uns besonders wichtig, dass wir voneinander lernen und eine mehrdimensionale Beratung und Mentoring anbieten. Wir öffnen  unsere Netzwerke .
  • Bei den meisten Investoren stehen eine hohe Renditeerwartung und ein lukrativer Exit im Vordergrund. Das passt allerdings nur wenig zu dem Anspruch von Gründerinnen, die auch häufiger im Bereich Social Start-Ups gründen. Viele der Gründerinnen wollen nachhaltig erfolgreich wirtschaften und nicht auf schnelle Gewinne setzen. Wir bieten dafür die passende, langfristige und ganzheitliche Begleitung.
  • Es besteht zudem großer Bedarf zur Bündelung verschiedener Maßnahmen, Anreize für private Investor:innen müssen entwickelt werden, auch liquide Exit-Kanäle für Wagniskapital müssen geschaffen und generelle regulatorische Hürden abgebaut werden. Deshalb gehen unsere Vereinsgründerinnen mit Entscheidungsträger:innen aus der Politik ins Gespräch.
  • Wir unterstützen zusammen mit den Venture-Capital-Investorinnen der Beteiligungsgesellschaft Auxxo den Aufbau eines 150–200 Millionen All-Female-Growth-Fonds. Damit sorgen wir für Chancengleichheit in der Kapitalverteilung und tragen langfristig zum Erfolg des Start-Up- und Innovationsstandortes Deutschland bei. Wir sind der Überzeugung, dass nur die globalen Innovations-Hotspots, die Diversität wirklich fördern und ermöglichen, zukünftig erfolgreich sein werden.

Wir bieten den Start-Ups Zugang zu Expertise, Vertriebskanälen und den unterschiedlichsten Finanzierungsformen und öffnen unsere Netzwerke. Sie finden bei uns Direktinvestorinnen, Beteiligungsgesellschaften oder aber auch VC Fund Kapital. Für Start-Ups in der Pre-seed und Seed Phase arbeiten wir mit Auxxo zusammen.

The ROI – BETTER FUTURE

Wir wollen die vielfältigen Ursachen für die Benachteiligung von Gründerinnen anpacken und verändern. Wir wollen den Anteil von Frauen in der Start-Up und Investor:innenlandschaft deutlich steigern. So wächst ein starkes Netzwerk und mehr Frauen werden Investorinnen und Gründerinnen. Wir investieren in Frauen, diese Frauen bauen großartige Unternehmen auf, die wiederum Frauen fördern – es entsteht ein virtuous cycle. Und weil wir wissen, dass wir gemeinsam noch stärker, lauter und sichtbarer sind, machen wir das nicht alleine. Wir planen viele tolle Kooperationen und haben schon jetzt enge Partnerschaften.  

Eine Initiative, deren Ziel wir großartig finden und die wir gerne vorstellen möchten: #25to25.

Interview #25to25 – „Am richtigen Hebel ansetzen“

Dr.in Irène Kilubi, Gründerin und Geschäftsführerin von brandPreneurs & brandFluencers und Svenja Lassen, Managing Director Germany des europäischen Investorennetzwerkes primeCROWD teilen unsere Mission. Die beiden Unternehmerinnen verfolgen unter dem Motto „#25to25“ das Ziel, den Frauenanteil in der Start-Up-Szene der DACH-Region bis 2025 von 8 bzw. 16 Prozent auf 25 Prozent zu steigern. Um Start-Up-Gründerinnen mehr Sichtbarkeit zu ermöglichen, fand am 30. Juni bereits der „Unicorn Pitch“, der weltweit größte Pitch-Wettbewerb der Szene, erstmals als Special Edition für Female Founders aus der DACH-Region statt.

Wir haben die beiden gefragt, was sie antreibt, wo sie die stärksten Hebel sehen, um veraltete Denkmuster und Strukturen in der Gründerszene endlich aufzubrechen, und wie sie diese mit ihrer Arbeit bedienen. 

Es gibt viele Studien zu Gründerinnen – warum hast Du eine über Investorinnen durchgeführt? 

Svenja Lassen: Statt immer nur den geringen Anteil von Gründerinnen zu beklagen, war es mir wichtig, diesen aktiv zu ändern. Dafür muss man an den richtigen Hebeln ansetzen – und einer davon sind Investorinnen. Doch nur wer weiß, was ihnen fehlt und was sie sich wünschen, kann das zielgerichtet anbieten. Daher haben wir bei primeCROWD mit der IUBH ‚weibliche Business Angels in Deutschland‘ untersucht und aufgrund der Ergebnisse Anfang 2020 das Female Investors Network (FIN) gegründet, um interessierten Frauen den Einstieg in die Szene zu erleichtern.

Und woran liegt Eurer Meinung nach der geringe weibliche Anteil in der Gründer:innen- und Investor:innen-Szene?

Svenja Lassen: Gründerinnen brauchen mehr Geld und Unterstützung – und Investorinnen können und wollen beides geben. Aber viele Frauen wissen gar nicht, dass sie als Business Angel direkten gesellschaftlichen Einfluss nehmen und schon ab 10.000 Euro in Startups investieren können, wo sie passende Unternehmen finden und wie die Prozesse ablaufen. Deshalb ist es so wichtig, dieses Wissen gezielt zu teilen und durch Initiativen und Events wie #25to25 – The Female Founders Pitch‘ Role-Models auf beiden Seiten sichtbar zu machen.

Je mehr Menschen und Institutionen erkennen, dass Diversität ein entscheidender Faktor für unser aller Erfolg ist und sich gemeinsam für mehr Frauen in der Szene einsetzen, desto schneller werden wir den aktuellen Missstand ausgleichen können.Daher freuen wir uns über alle Partner, die unsere Mission #25to25 unterstützen und Kontakt zu uns aufnehmen, um sie im Rahmen unserer und gemeinsamer Aktionen voranzutreiben.

Warum ist die Förderung von Frauen in der Gründer:innen- und Investor:innen-Szene so wichtig?

Dr.in Irène Kilubi: Investitionen in Frauen sind der Schlüssel zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen wie in den Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen verankert (SDG5). Angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen, vor denen wir stehen, können wir es uns nicht leisten, auf die unternehmerische Kraft und Kreativität von Frauen zu verzichten. Unterm Strich können geschlechtsspezifische, ausbildungs- und kapitalgestützte Maßnahmen dazu beitragen, das Empowerment von Unternehmerinnen zu fördern. Demzufolge sollten staatliche Stellen geschlechtsspezifische Identitäten in Frage stellen und einen Wandel in der Denkweise und im Bewusstsein fördern. Daher brauchen wir dringend konkrete, wirksame Maßnahmen, die darauf abzielen den Status Quo nicht nur zu challengen, sondern messbare Resultate zu erzielen.

Laut zahlreichen Studien, wie dem Female Founders Monitor (2020), sind lediglich 16 Prozent der Startup-Gründer weiblich und nur acht Prozent Frauen Investorinnen. Ich bin davon überzeugt, dass eine nachhaltige Zukunftsgestaltung, Innovation und Diversität fest zusammengehören und dass wir alle von der Gleichstellung der Geschlechter und einer größeren Vielfalt in den Unternehmen profitieren.

Ihr wollt mit #25to25 die Quote von Frauen in der Gründer*innenszene bis 2025 von 16 auf 25 Prozent erhöhen. Wie schaffen wir das?

Dr.in Irène Kilubi: Da gibt es eine Reihe von Bereichen, in denen wir gezielt und aktiv einwirken können. Es beginnt bei der frühen Bildung, wo wir Kinder und Jugendliche mit unternehmerischen Skills und digitalen Kompetenzen ausstatten sowie das Interesse für MINT-Berufe wecken.

Das Thema Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf spielt für Frauen mit Sicherheit auch eine gewichtige Rolle, um das Risiko einer unternehmerischen Aktivität eingehen zu können und zu wollen.

Wir brauchen ferner starke Communities, Netzwerke und Ökosysteme, die Gründerinnen Zugang zu Investor:innen, anderen Startups und etablierten Organisationen gewähren. Und genau das bieten wir mit Startup.Network und Events wie #25to25 – The Female Founder Pitch, welches wir erstmals am 30.06.2021 für die gesamte DACH-Region ausgerichtet haben. Auch Erfolgsgeschichten von Unternehmer:innen eine Bühne zu bieten – beispielsweise durch mediale Berichterstattungen über role models – können förderlich sein.

Ferner sollten Unternehmen Produkte und Dienstleistungen fördern, die auf die Bedürfnisse von Frauen im Allgemeinen abzielen. Politik und staatliche Einrichtungen sind ebenfalls gefragt, strukturelle Rahmenbedingungen zu verbessern.

Leider wird weniger in Startups investiert, die von Frauen gegründet und mitgegründet werden – und das obwohl diese Startups  gemäß BCG (2020) einen höheren ROI erzielen. Relevante Finanzierungsprogramme und eventuelle Zielkorridore für Beteiligungsgesellschaften könnten hier Abhilfe schaffen.

Wir brauchen deutlich mehr Vorbilder an weiblichen Gründern und Investoren, die Mut machen, inspirieren und vor allem zum Agieren motivieren. Umso wichtiger ist es Frauen jeden Alters eine prominente Plattform zu bieten, wo sie sich mit ihren Ambitionen und Talenten sichtbar machen. Damit fungieren sie nicht nur als Sprachrohr, sondern führen eine Transformation im Denken und Handeln herbei. Daher bieten sich speziell auf die Bedürfnisse von Frauen ausgerichtete Netzwerk-Formate, Meetups, Pitch-Events, Innovations- und Ideen-Challenges, Barcamps und Hackathons an, sowie dezidierte Inkubator- und Accelerator-Programme uvm an.

Letztlich geht es darum, Frauen zu zeigen, an denen sich nachfolgende Generationen, insbesondere junge Frauen, orientieren können.

Ihr wollt bei encourageventures dabei sein? Als Gründerin oder Investorin? Meldet Euch gerne!